Sich anpassen – was heisst das konkret?

Einführung

Jedes Jahr jagen sich neue Temperaturrekorde. Nach der Hitze warnen die Fachleute vor starken Niederschlägen. Insgesamt nehmen die extremen Wetterphänomene zu. Der Spätfrost im Frühling gefährdet insbesondere den Obst-, Gemüse- und Weinbau immer häufiger. Diese Änderungen und ihr unberechenbares Auftreten stellen für die Landwirtschaft eine grosse Herausforderung dar: Nur durch Anpassung kann sie sich wehren. Zukünftige Klimaszenarien prägen die Art der landwirtschaftlichen Produktion mittel- bis langfristig. Anpassungen in der Produktion sind nicht erst jetzt ein Thema, sondern in der Landwirtschaft ein kontinuierlicher Prozess, getrieben von externen Einflüssen und neuen technologischen Möglichkeiten. Doch welche Anpassungen bieten sich im Zusammenhang mit dem Klimawandel an?

Verschiedene Massnahmen können den Bauernfamilien helfen, den negativen Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken und das Risiko von Ertragsausfällen zu senken. Welche die richtige ist, hängt vom Kosten-Nutzen-Verhältnis, der individuellen Betriebsstruktur sowie den Investitionsmöglichkeiten ab.

Die folgende Abbildung stellt die notwendigen Anpassungsmassnahmen in der Zeit dar:

 

Die drei Strategien im Rahmen der Resilienz nach Sylvain Pellerin, Agridea (2020).

Die gute landwirtschaftliche Praxis (GLP) bietet den Betrieben eine solide Grundlage und ist der erste Schritt der Anpassung und Resilienz. Die GLP zielt auf die Einhaltung einer Reihe von Regeln ab, mit denen die Produktion optimiert und gleichzeitig die Risiken für Mensch und Umwelt gesenkt werden können. Ein Beispiel ist eine abwechslungsreiche und geeignete Fruchtfolge, um die Gefahr von Krankheiten einzuschränken und die Qualität der landwirtschaftlichen Böden zu erhalten. Eine vernünftige und gestufte Verwendung des Mineral- und Hofdüngers in günstigen Wetterbedingungen leistet ebenfalls einen Beitrag zu besseren Wachstumsbedingungen für die Pflanzen.

Hinsichtlich Krankheiten und Schadorganismen gibt es seit mehreren Jahrzehnten den integrativen Bekämpfungsansatz. Die Grundlage dieses Konzeptes besteht aus präventiven Massnahmen und der Berücksichtigung von diversen Entscheidungsinstrumenten. Erst danach kommen direkte Bekämpfungsmassnahmen zum Einsatz, die entweder biologisch, physikalisch oder als letzte Option chemisch sein können. Der integrierte Pflanzenschutz wirkt präventiv gegen die Entwicklung von Resistenzen, deren Risiko mit der Klimaerwärmung und somit der schnelleren Vermehrung von Schadorganismen ebenfalls ansteigt.

Pyramide der integrierten Schädlingsbekämpfung, Agroscope (2018).

Bauernfamilien können sich einerseits über die Umsetzung von agronomischen Massnahmen an die Klimaveränderung anpassen, andererseits auch über gesamtbetriebliche Massnahmen auf zukünftige klimatische Herausforderungen einstellen. So trägt beispielsweise die Diversifizierung der Produktion bzw. der Betriebszweige dazu bei, die klimabedingten Risiken breiter abzustützen und die Abhängigkeit von einzelnen Kulturen zu senken.

Vermehrt werden auch Versicherungen gegen Trockenheit und Wetterextreme ein wichtiges Thema. Insbesondere für Betriebe mit einem hohen Anteil an kostenintensiven Kulturen und fehlenden Bewässerungsmöglichkeiten. Schon jetzt gibt es vereinzelte Versicherungslösungen von privaten Anbietern. Zudem ist mittelfristig von einer erhöhten Nachfrage für Versicherungen gegen Frostschäden auszugehen, bedingt durch immer frühere Blütezeitpunkte. Nicht zuletzt ist auch die Politik gefordert, die ab 2025 Ernteausfallversicherungen subventionieren wird.

Pilotprogramm Bund

Der Bund führte zwischen 2013 und 2023 das Pilotprogramm «Anpassung an den Klimawandel» mit 81 Projekten in der ganzen Schweiz durch. Dazu gehörten namentlich sechs Projekte in Zusammenhang mit den Themen Nutzung der Wasserressourcen und Bewässerung für die Landwirtschaft. So wurde der Hitzestress bei Milchkühen untersucht, die besonders anfällig für Hitze sind. Ein weiteres Projekt beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Neuenburger Weinbau. Es stellt sich heraus, dass Pinot Noir eine wärmeempfindliche Sorte ist, die unter dem Anstieg der Temperaturen leiden wird. In wärmeren Gebieten werden die Betriebe auf wärmeliebendere Rebsorten wie Merlot umstellen müssen.

Pilotprogramm Bund

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