Der Klimawandel und seine Auswirkungen
Zahlen und Fakten zu den Schweizer Emissionen
Um die Aufteilung nach Gasen, Sektoren oder Emissionsquellen zu erhalten, liefert die Schweiz jedes Jahr ein Treibhausgasinventar, das die Vorgaben der UNO-Klimakonvention erfüllt. Nebst den Emissionen von Kohlendioxid (CO2) aus der Nutzung fossiler Energieträger sind dies insbesondere auch die CO2-Emissionen aus industriellen Prozessen und der Abfallverbrennung, sowie die Emissionen der weiteren Treibhausgase Methan (CH4), Lachgas (N2O) und der synthetischen Gase aus unterschiedlichsten Quellen (siehe folgende Grafik).
Für den Vergleich der verschiedenen Gase werden alle abhängig von ihrem Treibhauspotenzial (Global Warming Potential GWP) in «CO2-Äquivalente» umgewandelt. Der GWP100 betrachtet einen Zeitraum von 100 Jahren und ist die aktuell in der Schweiz und im Ausland verwendete Metrik.
Aufgeteilt nach Sektoren (siehe Grafik unten) ist der Anteil der Landwirtschaft am Klimawandel bezifferbar und stellt 2022 15,5 % der Emissionen dar (das heisst 6,43 Mio. t CO2eq von insgesamt 41,63 Mio. t CO2eq). Die Einzelheiten dieser Emissionen aus der Landwirtschaft wird im Kapitel «Anteil und Quellen der Landwirtschaft» behandelt.
Die bislang verwendete Berechnungsmethode GWP100 hat 2022 Konkurrenz bekommen: Ein Bericht der Akademie der Naturwissenschaften sagt, dass GWP100 das Treibhauspotenzial und damit die Klimaeinwirkung von Methan und anderen kurzlebigen Substanzen überschätze. Die neue Metrik GWP* (sprich: GWP Star) berücksichtige die Kurzlebigkeit des Methans in der Atmosphäre besser und könne damit die zeitliche Entwicklung realistischer abbilden (siehe Kasten). Mit ihrer Berechnung würden die Emissionen der Landwirtschaft nur noch 2,82 Mio. t CO2eq* gegenüber der heutigen 6,43 Mio. t CO2eq darstellen. Der Grossteil der Emissionen würde in Form von N2O aus dem Boden stammen, während Methan (CH4) nur noch 20 % der Emissionen des Sektors darstellen würde (66 % mit dem aktuell verwendeten GWP100).
Berechnungsmethode für die CO2-Äquivalente
Ein 2022 veröffentlichter Bericht der Akademie der Naturwissenschaften stellt die verwendete Berechnungsmethode für die CO2 -Äquivalente in Frage. So scheint es, dass das Treibhauspotential und folglich die Klimawirkung von Methan und anderen kurzlebigen Substanzen überschätzt wird. Eine neue Metrik würde ermöglichen, die zeitliche Entwicklung realistischer abzubilden als mit der aktuell in den internationalen Konventionen verwendeten Umrechnung, insbesondere was die Absenkungspfade der Emissionen und die Einhaltung der Temperaturziele betrifft. Die neue Metrik, der GWP* (GWP Star ausgesprochen), berücksichtigt die Kurzlebigkeit des Methans in der Atmosphäre besser, das ziemlich rasch abgebaut wird. So ist die Wirkung des Methans unmittelbar nach seiner Emission in der Tat sehr hoch, nimmt aber dann relativ rasch ab. Mit der Verwendung des GWP100 für die Umrechnung in CO2-Äquivalente wird der Veränderung der Klimawirkung im Lauf der Zeit nicht Rechnung getragen. Folglich wird die Klimawirkung von Methan kurzfristig (nächste Jahrzehnte) stark unterschätzt, längerfristig jedoch überschätzt.
Das Ziel würde folglich nicht mehr darin bestehen, die Methanemissionen auf netto null zu reduzieren; vielmehr würde eine Reduktion um 0,3 % der Emissionen pro Jahr ausreichen, um keine zusätzliche Erwärmung zu bewirken.
- Senken wir den Anteil des Methans an den Gesamtemissionen deutlich, ist die Senkung der Emissionsrate von Methan ein wichtiges und kurzfristig hochwirksames Mittel für die Einhaltung von Temperaturzielen (1,5 oder 2 °C).
Die Festlegung dieser neuen Metrik im Treibhausgasinventar wird noch nicht vom Pariser Abkommen anerkannt und ist daher nicht auf das Bundesinventar anwendbar. Die Bewertung von kurzlebigen Gasen wie Methan und damit die GWP*-Metrik wird jedoch Gegenstand des nächsten Methodenberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) sein. Die Einführung dieser neuen Methode würde die Auswirkungen aller Sektoren verändern, insbesondere der Landwirtschaft, der grössten Methanverursacherin der Schweiz.
