
Fazit
Aktuell haben wir in der Schweiz über 195'000 ha Biodiversitätsförderflächen auf Landwirtschaftsland. Das entspricht drei Mal der Fläche des Bodensees oder rund 19 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Das ist fast drei Mal so viel wie staatlich vorgeschrieben: Für den Erhalt von Direktzahlungen muss jeder Bauernhof einen Anteil von 7 Prozent aufweisen. Ebenfalls sind 81 Prozent der Biodiversitätsförderflächen – und damit weit mehr als die verlangten 50 Prozent – miteinander vernetzt. Das Ziel, bei 40 Prozent eine besonders hohe Qualität zu erreichen, ist aktuell mit 44 Prozent ebenfalls erreicht. Damit erfüllt die Landwirtschaft die Flächenziele, die der Bund im Rahmen der Agrarpolitik setzte. Diese Leistung gilt es anzuerkennen L23. 54 Prozent der Betriebe erbringen Zusatzleistungen im Bereich Biodiversität, indem sie die entsprechenden Pflichtenhefte von IP-Suisse oder Bio Suisse einhalten.
Potential besteht im Bereich der Qualität wie z.B. bei der Zusammensetzung der extensiven Wiesen oder wertvollen, strukturreichen Flächen von hoher Vielfalt in Ackerbaugebieten. Da die Landwirtschaft auf Biodiversität angewiesen ist, z. B. auf Insekten zur Bestäubung ihrer Kulturen oder auf Nützlinge zur Bekämpfung von Schädlingen, liegt es in ihrem eigenen Interesse, den Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten und weiterhin Massnahmen in diese Richtung zu ergreifen. Aber Vorsicht: Mehr Fläche bedeutet nicht mehr Wirkung: Um eine bessere Wirkung zu erzielen, bedarf es neuer, qualitätsorientierter Ansätze.
Um biologische Vielfalt auf Landwirtschaftsland weiter zu verbessern, gibt es aktuell fünf Schwerpunkte:
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Den Anteil an Biodiversitätsförderflächen mit hoher Qualität (QII) im Talgebiet erhöhen.
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Spezifische Massnahmen zur Förderung im Ackerbaugebiet.
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Artenvielfalt auf produktiven Flächen verbessern, z.B. durch spezielle Anbauverfahren wie Getreide in weiten Reihen L22.
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Risiko beim Pflanzenschutzmitteleinsatz und Nährstoffverluste reduzieren.
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Umweltschonende Produktionssysteme wo immer möglich umsetzen.
Die Gründe für den Rückgang der Biodiversität gehen weit über die landwirtschaftliche Nutzung hinaus. Die Überbauung und damit Versiegelung der Böden gehören ebenso dazu, wie der Klimawandel, die Lichtverschmutzung oder die Ausbreitung invasiver, gebietsfremder Arten. Für eine erfolgreiche Biodiversitätsförderung braucht es deshalb nicht nur die Bauernfamilien, sondern alle Branchen und die gesamte Bevölkerung.
Vertiefung: Alle können etwas für die Biodiversität tun
- Alle können etwas für die Biodiversität tun
- Saisonale Lebensmittel aus der Schweiz kaufen und damit den Einsatz der Schweizer Bauernbetriebe für die Biodiversität honorieren.
- Einheimische Labelprodukte vorziehen und damit Bauernbetriebe unterstützen, die sich überdurchschnittlich für die Biodiversität engagieren.
- Süssmost von Hochstammbäumen kaufen.
- Wer einen Balkon oder Terrasse hat, dem bieten sich zusätzliche Möglichkeiten:
- Blumenreiche Mischungen aus einheimischen Pflanzen (Bienenweide) in Blumenkisten oder Töpfen ansäen, um Insekten Nahrung zu bieten
- Ein Insektenhotel an die Wand hängen.
- Auf einheimische Sträucher und seltene Nutzpflanzensorten setzen.
- Auf jegliche Beleuchtung in der Nacht verzichten und damit nachtaktive Fluginsekten schonen.
- Mit Garten gibt es noch viele weitere Tipps:
- Keinen Schottergarten anlegen! Einige Gemeinden haben sie gar schon verboten.
- Spezielle Mischung mit vielen Blütenpflanzen ansäen. Diese sind für Insekten besonders wertvoll.
- In einem Teil des Gartens das Gras stehen lassen und es nur ein- oder zweimal im Jahr mähen.
- Hecken aus einheimischen Sträuchern pflanzen (keine Thuja oder Kirschlorbeeren) und diese im Winter schneiden, wenn keine Vögel am Nisten sind.
- Lebensraum für Kleintiere wie Igel oder Eidechsen schaffen: Ast-, Blätter-, Steinhaufen oder lose Steinmauern. Blätter- oder Asthaufen keinesfalls anzünden!
- Ein kleiner Teich ist besonders wertvoll für Insekten. Auch eine künstliche Wasserstelle schätzen Vögel und Insekten.
- Mit einem Insektenhotel oder einem Vogelhäuschen kann man zusätzliche Gelegenheiten fürs «Nisten» schaffen.
- Sicherstellen, dass Kleintiere auf das Grundstück gelangen und es wieder verlassen können, zum Beispiel mit einem Durchschlupf in Gartenmauern.
- Auf den Einsatz von Unkraut- oder Pflanzenschutzmitteln verzichten. Wenn es unvermeidbar ist, dann darauf achten biologische Mittel zu brauchen. Besondere Vorsicht ist bei Mitteln zur Schnecken- oder Ameisenbekämpfung geboten!
- Nur einheimische Pflanzen im Garten wachsen lassen. Wer eine seltene Obst-, Beeren- oder Gemüsesorte pflanzt, sichert so deren Überleben.
- Eingeschleppte Pflanzen bekämpfen, welche die einheimische Flora verdrängen wie Goldrute oder den japanischen Staudenknöterich.
- Die Katze mit einer Glocke ausstatten. So können sich die Vögel vor ihr in Sicherheit bringen.
- Es nicht mit Aufräumen übertreiben: verblühte Blüten, verholzte Pflanzenteile und sich zersetzende Blätter bieten Nahrung und Lebensraum für viele Insekten und andere Kleintiere.
