
Weitere Massnahmen zur Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft
Neben Biodiversitätsförderflächen und deren Vernetzung hat auch die Art der Bewirtschaftung des Kulturlandes einen massgeblichen Einfluss auf die Artenvielfalt. Potenzial besteht vor allem bei einer tierschonenden Mähtechnik und der Art und Weise, wie man Grünland bewirtschaftet: also mäht, siliert/trocknet, wendet, presst/einführt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten – nicht alle sind auf jedem Betrieb möglich:
- Beim Mähen die Geschwindigkeit reduzieren, damit Kleintiere fliehen können.
- Die Intervalle zwischen den einzelnen Schnitten verlängern, damit Kleintiere genug Zeit haben, um sich zu entwickeln und vermehren.
- Früh morgens oder spät abends mähen und damit die Hauptflugzeit der Insekten vermeiden.
- Tierschonende Mähgeräte einsetzen.
- Im Frühjahr vor dem Mähen Rehkitze aufstöbern (z.B. mit Drohnen).
- Von innen nach aussen mähen, um Insekten und Kleintieren die Flucht zu ermöglichen.
Tierschonende Mähtechnik: Doppelmessermähwerk (SVLT)
Aber auch im Gemüse-, Obst- und Rebbau gibt es Möglichkeiten. Bei Letzterem sind zum Beispiel offene Bodenflächen erwünscht, da sie vor allem für Vögel und räuberische Kleintiere die Jagdbedingungen verbessern.
Nicht zu vergessen ist, dass verschiedene Organisationen, Privatpersonen, aber auch Kantone und Städte zusammen mit und für Bauernfamilien eigene Projekte für die Biodiversitätsförderung in der Landwirtschaft erarbeiten und umsetzen.
- Zum Beispiel in Form von Meisterschaften, wie die Wiesenmeisterschaft oder die Heckenmeisterschaft in verschiedenen Kantonen.
- Es gibt Wettbewerbe wie der Mahdreste-Wettbewerb «Kreative Insektenförderung» im Kanton Graubünden oder der Förderpreis Agroforst im Kanton Aargau.
- Manche Projekte sollen die Landwirtschaft und die Bevölkerung wieder ein Stück näher zusammenbringen. Zu nennen ist das Projekt «Blühflächen» von BienenSchweiz oder das Projekt «Die Schweiz blüht» des Schweizer Bauernverbands.
- Einige Organisationen bieten Landwirtinnen und Landwirten Unterstützung, inklusive Beratung, wie der Fonds Landschaft Schweiz mit ihrem Fokus Agroforst in den Jahren 2022-2023 oder mittels Crowdfunding und Projekt-Patinnen und -Paten wie bei Bee’n’bee.
Blühstreifen im Rahmen der Aktion «Die Schweiz Blüht»
Eine weitere Massnahme ist der gezielte und minimierte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Reduktion des Abdrifts. Die parlamentarische Initiative 19.475 «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» setzt diesbezüglich anspruchsvolle Ziele. Neue, genauere Applikationstechniken in Verbindung mit integriertem Pflanzenschutz sowie selektiven Wirkstoffen können die damit verbundenen ökologischen Risiken erheblich mindern. Auch der Zeitpunkt der Anwendung (kein Wind, frühe Morgen- oder späte Abendstunden) spielt eine Rolle. Ein Grossteil der Landwirtinnen und Landwirten setzt diese Massnahmen mit viel Umsicht um. Auch die Ausbildung legt grossen Wert auf die Grundsätze einer korrekten Pflanzenschutzanwendung. Zudem gilt: Wer Pflanzenschutzmittel gewerblich einsetzt, muss einen Kurs abschliessen.
Ergänzende Massnahmen zur Förderung der Artenvielfalt sind beispielsweise schonende Bewirtschaftungsverfahren, Nisthilfen für Vögel oder der Anbau von alten und traditionellen Sorten.