Wendehals und Wiesel in der Niederstammanlage

Dass Biodiversität und Lebensmittelproduktion zusammen gehen, zeigen Heinz und Myrta Müller in Weite (SG). Auf einem Viertel ihrer Fläche fördern sie gezielt die Biodiversität. Daneben produzieren sie intensiv Ackerkulturen, Gemüse und Obst.

Heinz und Myrta Müller bewirtschaften den Ackerbaubetrieb mit ihren zwei Kindern.

Heinz und Myrta Müller bewirtschaften den Ackerbaubetrieb mit ihren zwei Kindern.

22 Hektaren Ackerbau, Gemüse und Obst, ein paar Schafe, Ziegen und Pferde, das umfasst der Betrieb von Heinz und Myrta Müller. Im Acker- und Obstbau produzieren sie intensiv. Auf den Flächen, auf denen das standortbedingt nicht möglich ist oder sich nicht lohnt, fördern sie gezielt die Artenvielfalt.

Über einen Viertel ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche sind bei Müllers sogenannte «Biodiversitätsförderflächen». Dazu gehören extensive Wiesen, Magerweiden mit vielen Strukturelementen wie Felsen, Dornsträucher und Bäumen, Streueflächen, zum Teil auch mit sporadisch überschwemmtem Schilf. Dazu kommen 68 Hochstammobstbäume wie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Pflaumen und Edelkastanien und rund 360 Walnussbäume. Zusätzlich pflegt der Betrieb Hecken, Blühstreifen sowie Teiche und Tümpel.

«Landwirte produzieren heute nicht nur Lebensmittel,
sondern leisten ihren Beitrag für die Biodiversität

«Wir versuchen auf unserem Betrieb die Arten zu fördern, die typischerweise auf einem Bauernhof, in der halboffenen Landschaft und in Feuchtgebieten vorkommen», erklärt Heinz Müller. Dazu gehören Rauchschwalbe, Hausrotschwanz, Gartenrotschwanz, Wiedehopf, Wendehals, Turmfalke, Schleiereule, Meisen, Buntspecht, Kleinspecht, Baumläufer, Wiesel und Fledermäuse. Massnahmen sind dabei Dornsträucher, Asthaufen und Totholz, um den Vögeln und Säugetieren Nahrung und Lebensraum zu bieten.

Der Effort trägt Früchte. «Wir haben mehr Heuschrecken und Feldgrillen dank Messerbalkenschnitt und viel mehr blütensuchende Insekten. Das zeigt sich nicht zuletzt im Honigertrag.» Der seltene, Ameisen verzehrende Wendehals brütet aufgrund der angebotenen Nisthilfen auf dem Betrieb. Zusätzlich verbessern die offen gehaltenen Baumstreifen in den Niederstammanlagen und Nussbäumen die Nahrungssuche. Da die Schilfflächen nur alle zwei Jahre gemäht werden, brütet auch die Rohrammer und seltene Pflanzen wie Sumpfgladiolen und Schwertlilien konnten sich ansiedeln.

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Die Streueflächen mit sporadisch überschwemmtem Schilf mäht Heinz Müller nur alle zwei Jahre.

Von Biodiversität allein hat der Mensch nicht gegessen.

Für Heinz Müller sind sich die meisten Schweizer Bauernfamilien heute ihrer Verantwortung bewusst. «Wir wissen, wie wichtig die landwirtschaftliche Arbeit für die Biodiversität ist.» Der wichtigste Faktor bei der Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft sei der Mensch selbst, ist Heinz Müller überzeugt. «Wenn das Interesse da ist, ergibt sich der Rest», sagt er. Oft würden auch schon Massnahmen genügen, die die Produktion nicht oder nur wenig einschränken. Sorgen bereitet ihm, dass vielen Menschen der Aufwand nicht bewusst sei, den hohen Nahrungsmittelstandards gerecht zu werden. Schädlinge und Krankheiten sind eine stetige Bedrohung. Denn von Biodiversität allein hat der Mensch nicht gegessen .

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Der Betrieb

  • 22 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche

  • 10 ha Ackerbau und Gemüse (Kartoffeln, Saatmais, Chicorée, Blumenkohl, Broccoli, Spinat, Karotten, Getreide)

  • Dauerkulturen:

  • 1,4 ha Niederstammobstanlagen (Kirschen, Zwetschgen)Christbäume, 2 ha Walnussplantage

  • 1.6 ha Grünland

  • Tierbestand: 14 Ziegen, 10 Schafe, 2 Pferde

  • Biodiversitätsförderflächen: total 5,4 ha (25% der LN) Streueflächen, Blühstreifen, extensive Wiesen und Weiden, Hecken, Hochstammfeldobstbäume, standortgerechte Einzelbäume, Magerwiese, Tümpel und Ruderalflächen

Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Eltern, bis 20 Aushilfen während der Ernte

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