Kapitel 2: Situation in der Schweiz
Entwicklung des inländischen Konsums
Die Schweizer Landwirtschaft produziert, was die Schweizer Bevölkerung nachfragt. Analog zu den globalen Entwicklungen ist auch diese Nachfrage hauptsächlich durch zwei Faktoren getrieben: das Bevölkerungswachstum und das Konsummuster. Seit der Jahrtausendwende ist die inländische Bevölkerung um über einen Fünftel gewachsen, sodass die Schweiz 2022 die 8.9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner überschritt. Die symbolträchtige Neun-Millionen-Grenze wird wohl noch zeitnah erreicht. Immer mehr Menschen brauchen also auch bei uns zu essen, während die verfügbare Fläche für die Lebensmittelproduktion schwindet. 2022 betrug der gesamtschweizerische Nahrungsmittelverbrauch 42'470 TJ, was einem Zuwachs von 10% in 10 Jahren entspricht. In der Schweiz stehen aktuell pro Einwohner noch weniger als 12 Aren landwirtschaftliche Nutzfläche und 4.3 Aren reine Ackerfläche zur Verfügung. Im internationalen Durchschnitt steht viermal mehr Ackerland pro Kopf zur Verfügung, wie Abbildung 5 verdeutlicht.
Abbildung 5: Verfügbare Ackerfläche pro Person
Quelle: FAO, BFS, Arealstatistik
Die Konsumgewohnheiten haben sich in den vergangenen Jahren ebenfalls verändert. Heute decken wir ungefähr 70% unseres Energiebedarfs mit pflanzlichen Produkten und 30% mit tierischen. Das Geflügelfleisch erlebt seit einigen Jahren einen grossen Boom und der schweizweite Konsum ist innerhalb von 15 Jahren um 45% gewachsen. Gleichzeitig geht der Verzehr von Schweine-, Kalb- und Lammfleisch leicht zurück. Aktuell ernährt sich in der Schweiz jede 20. Person vegetarisch und 0.6% der Bevölkerung lebt vegan.
Abbildung 6: Indexierter Verbrauch pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel
Quelle: Agristat
Ein zusätzlicher und unschöner Treiber der Nachfrage ist Foodwaste. In der Schweiz wird schätzungsweise ein Drittel der produzierten Lebensmittel nie gegessen. Pro Person beträgt der jährlich vermeidbare Lebensmittelverlust 330 kg, auf die ganze Schweiz gerechnet sind das 2.8 Millionen Tonnen. Durch die Reduktion der Lebensmittelverschwendung liesse sich der Selbstversorgungsgrad steigern und die Ressourcen schonen. Hätte man keinen Foodwaste läge der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz bei über 70% anstatt bei 55%.