Kapitel 1: Situation weltweit
Einführung
Gemäss Welternährungsprogramm der UNO litten 2021 828 Millionen Menschen an Hunger – mehr als je zuvor. Aktuell sind es 733 Millionen Menschen. Obwohl sich die UNO 2015 zum Ziel setzte, bis 2030 den Hunger weltweit zu eliminieren, ist die Zahl der Hungernden seither weiter gestiegen. Neben der ungleichen Kaufkraft und Verteilung von Lebensmitteln spitzt sich die Ernährungskrise insbesondere wegen der wachsenden Weltbevölkerung zu.
Uno Ziele für nachhaltige
Entwicklung (SDG):
Ziel 2: Bis 2030 den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Wieder mehr hungernde Menschen
Die Ernährungsunsicherheit verschlechterte sich seit der COVID-19-Pandemie und dem Kriegsausbruch in der Ukraine weiter. Die globalen Lieferketten gerieten ins Wanken, Weltmarktpreise schossen in die Höhe und zahlreiche Länder reagierten mit Exportrestriktionen. Hinzu kommen immer häufiger auftretende extreme Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels. Und auch die wachsenden Unterschiede in der Kaufkraft zwischen und innerhalb von Ländern stellen für die Versorgungssicherheit in offenen Märkten ein Problem dar.
Neben dem Hunger ist mit der Lebensmittelknappheit auch die Mangelernährung gestiegen. So hatte 2023 jeder Dritte (2.3 Milliarden Menschen) keinen regelmässigen Zugang zu angemessener Nahrung, 350 Millionen mehr als vor der Pandemie. Unterernährung ist die Ursache für fast die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren. Jedes vierte Kind auf der Welt leidet an Wachstumsstörungen wegen Mangelernährung.
Die Krise wird sich verstärken, weil es bis 2050 nochmals 1 Milliarde mehr Menschen auf der Erde geben wird. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität und die Stärkung einer nachhaltigen lokalen Lebensmittelproduktion sind notwendiger denn je.
Abbildung 1: Anzahl unterernährter Personen in Millionen
Quelle: FAOSTAT 2023
Ukrainekrieg zeigt Anfälligkeit des Ernährungssystems
Gemäss der FAO werden 8 von 10 Hungerkrisen durch politische und militärische Konflikte ausgelöst. Die anhaltende Krise in der Ukraine stellt eine solche Bedrohung für die Ernährungssicherheit dar. Die Ukraine und Russland sind grosse Produzenten und Exporteure von Lebensmitteln. Als «Kornkammer der Welt» stammen 30% bzw. 20% der weltweiten Weizen- und Maisexporte sowie 80% der weltweiten Exporte von Sonnenblumenkernprodukten aus diesen beiden Ländern.
Abbildung 2: Weltmarktanteil der Exporte aus Russland und der Ukraine
Quelle: FAO, The sustainable Development Goals Report 2022
Immer mehr Länder betroffen
Was knapp ist, wird teurer. 47% aller Länder verzeichneten bereits 2018 steigende Lebensmittelpreise. Auf den Binnenmärkten üben höhere Kosten für Transport und landwirtschaftliche Produktionsmittel, logistische Engpässe und die Unsicherheit auf den Märkten einen verstärkten Druck auf die Lebensmittelpreise aus. Im März 2022 waren Lebensmittel fast 30% teurer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und erreichten einen Rekordstand.